News Detail: CD: Top Tipps
SOUNDTRACK
Dirty Dancing Vol. 2: Havana Nights
Jeder kann sich noch genau erinnern, wie seinerzeit das Dirty Dancing-Fieber grassierte. Unschuldige junge Männer mussten - von ihren Freundinnen gezwungen - im Schweiße ihres Angesichts unsägliche Minuten im Kino ausharren. Ein schmalziger Patrick Swayze schmiegte sich dort an ein hässliches Entlein von Frau und brachte ihr bei, wie sie ihr Geschlechtsteil am geschicktesten am Bein eines Mannes reiben kann. Das nannte sich "Dirty Dancing". Die Mädels fanden das klasse, während unsereins mehr damit beschäftigt war, auf die Uhr zu schauen, wann die auf der Leinwand denn endlich ausgetanzt hatten. Tanzfilme waren damals schwer angesagt. "Flashdance", "Footloose", "Strictly Ballroom" und wie sie alle hießen, hatten neben der schwachmatischen Handlung noch eine Gemeinsamkeit. Sie setzten mit ihren Soundtracks Trends. Der Plot des zweiten Teils von "Dirty Dancing" ist ähnlich banal wie kurz erzählt und fast eine Kopie des Schinkens von 1987. Girl meets boy in Kuba, sie verliebt sich in den Einheimischen, er, der Tänzer, verliert wegen ihr Job, sie hilft ihm, Tanzwettbewerb, tanzen, poppen, tanzen, poppen. Die Handlung aus den USA nach Kuba zu verlagern war ein geschickter Schachzug, schließlich ist mit Latino-Rhythmen auf CD gepresst noch allerlei Umsatz zu machen. Mittlerweile gibt es ja Grammy Awards für die beste Latino-Mucke, und selbst im so unrhythmischen Deutschland ziehen sich Herr Bankkaufmann und Frau Stenotypistin regelmäßig Kreuzbandrisse zu, während sie beim Afterwork Salsa-Kurs versuchen, ähnliche Bewegungen aufs Parkett zu zaubern wie im Film gezeigt. Immerhin versammelt sich auf dem Soundtrack zu "Dirty Dancing 2" eine beachtliche Riege an Weltstars, die zum Teil exklusive Tracks für die Untermalung des Films beisteuern. Die Black Eyed Peas, Santana, Mya, Wyclef Jean und Christina Aguilera stehen neben in hiesigen Breiten weitgehend unbekannten Musikern. Mit der Insel Kuba hat das Sammelsurium jedoch nur am Rande etwas zu tun. Bis auf die Exil-Kubaner der Orishas und mit gutem Willen noch Yerba Buena haben die restlichen Interpreten kaum Beziehungen zur Karibikinsel, um die es eigentlich geht. Das spiegelt sich denn auch in den Songs wieder, die einem Surrogat für authentische kubanische Musik gleichen. Am offensichtlichsten zeigt dies Christina Aguilera, deren Nummer "El Beso Del Final" von ihrem Album "Mi Reflejo" stammt. Die Platte nahm Xtina extra für den lateinamerikanischen Raum auf, obwohl sie gar nicht des Spanischen mächtig ist. Kuba light eben, von vorne bis fast ganz nach hinten. Massenkompatibel, leicht verdaulich und entsprechend schnell wieder ausgeschieden. Das mag für Freizeit-Salsisten und -Merenguitos ganz annehmbar sein, von der künstlerischen Seite her betrachtet muss man sich schon fragen, welchen Quatsch die glaubhafteren Künstler wie die Peas, Wyclef oder Santana noch mitzumachen bereit sind. Aufgesetzt und albern statt cool und feurig, so klingt "Dirty Dancing 2". Somit setzt der Soundtrack leider keinen Trend, sondern hechelt diesem hinterher, in der Hoffnung, noch ein paar Mäuse abzustauben, bevor die trendy Meute zu balkanischen Tänzen hyperventiliert.
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DEATH METAL
Suffocation: Soul To Deny
Als sich Suffocation Ende des letzten Jahrtausends den Gnadenschuss setzten, war das weniger aus musikalischer Belanglosigkeit, als vielmehr aus notorischer Erfolglosigkeit. Warum die Band nicht einen ähnlichen Stellenwert hat, wie Cannibal Corpse, bleibt wohl eine der vielen unbeantworteten Fragen. Inzwischen haben wir Mai 2004, und die New Yorker Death Metaller melden sich mit "Souls To Deny" lautstark und im Höllentempo zurück. Vom ursprüngliche Line-Up ist neben Sänger Frank Mullen und Klampfer Terrance Hobbs auch Ur-Drummer Mike Smith wieder dabei und der Kerl hat nichts, aber auch gar nichts verlernt. Die typischen Blastbeat-Parts sind nach wie vor Markenzeichen der Band, halten sich mit gemäßigteren und schleppenden Parts aber inzwischen beinahe die Waage. Das macht die neue Songs von Suffocation sehr abwechslungsreich und nachvollziehbar. Zwar fällt die Comeback Scheibe mit gerade mal acht Songs nicht wirklich üppig aus, aber zumindest knacken sie beinahe die 40 Minuten-Marke, was andere Relapse-Bands auch mit zwanzig Songs und mehr nicht schaffen. Anspieltipps zu verteilen fällt mir zugegebenermaßen schwer, da sich alle Songs auf einem gleichbleibenden, jedoch recht hohen Niveau bewegen. Leider gibt es dadurch aber auch kein wirkliches Highlight zu vermerken, was "Souls To Deny" trotz genialem Dan Seagrave-Cover zu einer zwiespältigen Sache macht.

Auf der einen Seite hat die Band durchaus etwas Erfolg verdient, auf der anderen gibt es inzwischen einfach zu viele andere Acts, die auf einem genauso hohen Niveau wie Suffocation zocken.

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METAL
Carcass: Choice Cuts
Über die Wichtigkeit von Carcass zu diskutieren, ist eigentlich genauso sinnvoll, wie George W. Bush ein Gehirn transplantieren zu wollen. Soll heißen, man kann es genauso gut bleiben lassen. Auch die Selbstverständlichkeit, mit der sich die Band nach "Swansong" aufgelöst hat, weil musikalisch einfach nichts mehr zu sagen war, hat mir immer einen gewissen Respekt abgenötigt. Da das Interesse sowohl der Fans, als auch der Medien an der Band nie abgerissen war, erscheint jetzt noch mal eine Best-Of Scheibe namens "Choice Cuts". Das Teil wurde von der Band anscheinend offiziell genehmigt und auch mitgestaltet und geht so wohl auch in Ordnung. Was mich bei der Sache aber nervös macht, ist, dass die Band laut Label zu Interviews bereit ist. Bitte sagt mir nicht, dass hier auch eine Reunion ansteht. Doch malen wir den Teufel mal nicht an die Wand. "Choice Cuts" ist sogar so etwas wie eine sinnvolle Veröffentlichung geworden, denn mit den beiden Peel Sessions vom Januar 89 und Dezember 90 sind jeweils vier sehr rare und interessante Aufnahmen vertreten. Das Teil sollte ja ursprünglich 1999 schon erscheinen, wurde aufgrund der schweren Erkrankung von Drummer Ken Owen dann erst mal auf Eis gelegt. Diesem wurde dann, sozusagen als Therapieerweiterung, die Gestaltung der CD überlassen. Bei einer Band wie Carcass ist das nicht unbedingt eine dankbare Sache, da mit dreizehn Songs die Auswahl nicht unbedingt groß ist und somit jede Menge Klassiker zu kurz kommen. Die sehr ausführliche Gestaltung des Booklets mit einem Interview mit Ken und einigen bisher unveröffentlichten Photos besticht allerdings sehr. Die-Hard-Fans werden auch die Peel Sessions schon irgendwo herhaben, für Carcass-Neueinsteiger könnte das Teil aber ganz interessant sein.
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ROCK
The Who: Singles Box (12 CD)
Bei The Who ist mal wieder Frühjahrsputz angesagt: Über ihre Webseite verkaufen sie jedes ihrer US-Konzerte aus dem Jahr 2002 als Doppel-CD, kündigen an, das selbe mit ihren 2004-Auftritten machen zu wollen, und gehen auf Nummer Sicher, in dem sie ihre bekanntesten Lieder unter dem Titel "Then And Now" zum x-ten Mal anbieten.
Wer "My Generation", "Pinball Wizard" und "Behind Blue Eyes" (hoffentlich nicht in der Limp Bizkit-Version) bereits sein Eigen nennen darf, kommt trotzdem in die Versuchung, zuzuschlagen. Denn zusätzlich bieten The Who auch ein Box-Set mit 12 Single-CDs an, das mit "I Can't Explain" 1965 beginnt und 2004 mit den - unglaublich aber wahr - ersten zwei neuen Stücken seit über zwanzig Jahren endet: "Really Good Looking Boy" und "Old Red Wine". Die sind auf "Then And Now" zwar auch enthalten, dafür aber nicht die B-Seiten, die für die eine oder andere Überraschung sorgen. So bietet "Bald Headed Woman" (1965) ein dreckiges, fast atonales Riff und Sänger Daltrey mit fieser Massenmörderstimme. "Shout And Shimmy" (1965) lehnt sich stark an "Twist And Shout" an, Bläser und "Uh-uh-uh-uh"-Begleitgesang sorgen aber für ein Lächeln. "Circles" (1966) eignet sich trotz seiner Posaunen-Einlage als Titeltrack für einen Western-Serie. Der Wandel von Whos Musik von rotzigem Rock zu immer subtileren Arrangments zeichnet sich auf "In The City" (1966) ab. Singles spielen anschließend eine zunehmend untergeordnete Rolle. "Pictures Of Lily" (1967) ist als Glorifizierung einer Wichsvorlage vom Inhalt her nicht gerade chartkompatibel, "Pinball Wizard" (1969) bildet den Startschuss für großspurige Projekte wie "Tommy", "Who's Next" oder "Quadrophenia". Zwar stellt "Dogs Part II" (1969) noch einmal Keith Moons, Pete Townshends und John Entwistles eindrucksvolles Zusammenspiel unter Beweis, anschließend lässt das B-Seiten-Material jedoch nach. "Water" (1973) zeichnet sich durch einen lustlosen Daltrey aus, "Had Enough" (1978) ist so mies, dass man es sich getrost sparen kann. Was auch für das erste neue Lied zutrifft. "Real Good Looking Boy" beginnt mit Elvis' "Can't Help Falling In Love" am Klavier und geht rockig, aber ereignislos fünf Minuten lang weiter. "Old Red Wine" ist dagegen eine Hommage an den 2002 verstorbenen Bassisten Entwistle. "John liebte teuren Bordeaux-Wein und trank ihn oft über den Zenit hinaus. Darin liegt schon eine gewisse Ironie. John schien nie zu realisieren, welche Reife er als Rock-Musiker erreicht hatte", erinnert sich Pete Townsend recht kritisch an seinen Weggefährten. Während sich Daltrey diesmal ordentlich Mühe gibt, geht die Melodie in dem zu dichten begleitenden Klangwall fast unter. Die Jungs werden nicht mehr jünger, ist mal wieder die ernüchternde Erkenntnis. Es ist trotzdem schön, dass sie es noch mal versuchen; vielleicht gelingt ihnen für das geplante neue Studioalbum (2005) doch das eine oder andere anständige Stück - ausnahmsweise auch ohne auf Material aus der Vergangenheit zurückzugreifen.
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ALTERNATIV / POP/ROCK
Keane: Hopes And Fears
Manchmal lässt einen die Konzentration im Stich. Vor allem im Frühling ist man keineswegs gefeit gegen die allerorten überschwappenden Gefühlswogen. Die Hormone feiern bunt glitzernde Volksfeste und fahren munter Achterbahn. Früh sprießende Knospen erwecken alle Hoffnungen und Ängste aus ihrem Winterschlaf. Den Soundtrack dazu gibt's von Keane. "I'm lonely and I'm too tired to talk" schmachtet Tom Chaplin in "Can't Stop Now", und man ist versucht, diese Ausfahrt zu nehmen. Die Texte auf "Hopes And Fears" behandeln dieselben Themen wie die am Kiosk an der Ecke erhältlichen Schundromane: Liebe und Beziehungen und noch mehr Liebe. Wer kennt die Angebetete in "She Has No Time" nicht? Das In-Sie-Verliebt-Sein scheint an ihr abzuperlen, weil sie die Gefühle nicht erwidern kann oder will. Angst oder Wahrheit erschlagen die aufkeimende Hoffnung. Ideale Momente, sich in Melancholie zu suhlen. Keane verpacken ihre "Groschenheft-Amouren" jedoch in ausnahmslos schöne akustische Gewänder. Bezaubernde Melodien umgarnen die emotionsgeladenen Texte. Mit Piano, Schlagzeug und Gesang kreieren Keane ein "Mixtur aus dreckigem Coldplay und verwirrtem Beautiful South" (Steve Lamacq, BBC). Die in wenigen Fällen schon ein wenig seichten Kompositionen kriegen aber immer wieder die Kurve vor dem Fahrstuhl, ganz knapp an dessen Lautsprechern schrammt die erste Single "Everybody's Changing" vorbei. Keane haben nichts mit Rock'n'Roll am Hut, Bier und Fußball bedienen andere. Die dritte Single-Auskopplung "Somewhere Only We Know" lässt sich zwar problemlos bis zu viermal im Rahmen einer Indie-Rock-Veranstaltung auflegen, auf Albumlänge sieht das aber anders aus. "Hopes And Fears" ist nicht zum Teilen gedacht und birgt viele ruhig Momente. Selbst normal kaum wahrnehmbare Geräusche des Aufzugs, der einen vom neunten Stock nach U3 fährt, stören den Hörgenuss, wenn man sich nach einem guten Film mit seinem iPod auf den Heimweg begibt. Allein.

Willkommen im Popparadies für Liebeskranke.

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POP/ROCK
Blue Man Group: The Complex: German Version
Für "The Complex" hat die normalerweise der Instrumentalmusik verschriebene Blue Man Group einige bekannte Gastsänger eingeladen, darunter Dave Matthews, Tracy Bonham, Venus Hum und der namhafteste von allen: Gavin Rossdale, Sänger der Band "Bush". Mit Gavin nahmen die blauen Männer "The Current" für den neuesten Terminator-Soundtrack auf - die Symbiose erweist sich als perfekt. Die Gitarren, der Gesang und die Songstruktur sind typisch Bush, und doch merkt man, dass die Blue Man Group ihre Finger im Spiel hat. So wirkt der Sound komplexer konstruiert und synthetischer als bei Bush-Songs. "The Current" hat Hitcharakter und wird die Blue Man Group sicherlich auch auf dieser Seite des Teichs bekannter machen. Was die Blue Man Group auf "The Complex" ausmacht, ist ihre Art, Lieder zu schreiben. Gekonnt bastelt die BMG aus ihren komplizierten Rhythmuskonstrukten, den Instrumenten und dem Gesang ausgefeilte Rocksongs mit Charakter. Die Drums weisen stellenweise sogar Ethno- und Tribal-Einflüsse auf, wobei die Beats nach vorne gehen und nicht im Wirrwarr der Vertracktheit hängen bleiben. Simple 4/4 Beats wird man deshalb auf "The Complex" nicht oft zu hören bekommen, ist auch gar nicht schade darum. Nach dem instrumentalen Intro "Above" geht es bei "Time To Start" mit dem ausgefeilten Getrommel los. Die Drums dominieren hier unaufdringlich, wie fast bei jedem Lied auf dieser Scheibe, Bass und Gitarre stehen mehr im Hintergrund. Zwischendurch erfreuen einige perfekt in die Rhythmus-Frickeleien eingebundene Sprachsamples.

In "Sing Along" gibt Dave Matthews sein Bestes zum Sound der BMG. Langsam, groovend und extrem geschmeidig wirkt der Song mit dieser warmen Stimme. Josh Haden verleiht "Persona" mit seiner lasziven Stimme einen besonders relaxten Touch. Der Track gefällt auf Anhieb, weil er sich extrem angenehm anhören lässt und einen für die Blue Man Group fast schon schlichten, dafür aber prägnant genialen Rhythmus hat.
Peter Moores Stimme prägt "The Complex", das sich von einer ruhigen Ballade in ein pulsierendes Rhythmusgewitter entwickelt, um dann wieder in einer ruhigen Ballade zu enden. "I Feel Love" versichert uns Venus Hum; übrigens eine Coverversion des bekannten Donna Summer Hits. Der Song hat enormen Pepp, immer wieder überwältigt der abartige Drive der Drumsounds. Obwohl manche Instrumentalstücke auf Dauer zu wenig Eigenständigkeit aufweisen, ist die Platte dank der vielen Gastsänger und dem qualitativ hochwertigen Songwriting doch sehr vielseitig und durch die hervorragenden Drum Sounds ein erfrischend anderes Pop/Rockalbum mit vielen potenziellen Hits.

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BLUES / HIP HOP/RAP
Everlast: White Trash Beautiful
Nach Whitey Ford Sings The Blues und Eat At Whitey's macht sich Erik Schrody alias Everlast zum dritten Mal auf, nur mit seiner Akustikgitarre und melancholischen Texten bewaffnet die Kellerregionen seiner Seele zu entrümpeln. "Aufrichtigkeit macht mich stark", erklärt Everlast und erzählt auf White Trash Beautiful sehr offen von zerbrochenen Beziehungen, den psychischen Nachwehen seines Herzinfarkts und der großen, alles umfassenden Einsamkeit, die ihn immer wieder lähmt. Unterlegt werden die gewohnt flüssig vorgetragenen Texte -- Everlast hat seit seiner HipHop-Zeit mit House Of Pain nichts von seinem einzigartigen Rhymeflow eingebüßt -- von jener charmanten Mischung aus relaxtem Akustikgitarren-Rock, dezenten Computer-Beats und stimmigen elektronischen Soundscapes, die ihn zum Superstar gemacht hat. Wirklich neu ist auf White Trash Beautiful nichts, aber unter die Haut gehende Hits wie "Blinded By The Sun", "White Trash Beautiful", "Sleepin' Alone", "Angel" oder "Soul Music" sind dennoch edle Perlen, die man gerne in die heimische Schmucksammlung aufnimmt.
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R&B / SOUL
Seven: Sevensoul
Sevensoul ist die Erleichterung des Jahres! Ja, es gibt ihn noch: den idealistischen Musiker, der Musiker, der sein eigenes Ding macht, der Musiker, der sich nichts vorschreiben lässt und für die künstlerische Freiheit auch Major Label Verträge zerreisst. Der Musiker und Sänger, der mit seiner neuen Scheibe den Vogel voll abgeschossen hat. Seven ist schuld, dass man der Schweiz sogar die musikalischen Todsünden Carmen und Piero vergeben wird. Warum? Weil der 25-jährige Aargauer sie allesamt in den Schatten stellt. Beginnend mit einer abgespacten Minute voll von sphärischen Klängen und Sounds wird der Zuhörer hineingezogen in die Welt des Funks, Souls und des R n B s - in die Welt von Seven. Eine Welt, die einen in den folgenden 65 Minuten so schnell nicht mehr loslässt. "R U ready?" fragt uns der stimmgewaltige Sänger im ersten Song. Die Antwort erübrigt sich nach wenigen Takten des erdigen P-Funk Loops à la Candy Dulfer. Und spätestens beim zweiten Chorus ist man auch als Laie versucht, mitzusingen. Eine volle Packung Black Music wird dem Hörer entgegengeschleudert. Die Songs sind teilweise mit Livemusikern, seiner Band eingespielt, manche sind rein elektronisch produziert und einige Stücke enthalten sowohl Live- als auch vorproduzierte Elemente. Nicht nur auf dieser Ebene ist das Album im Vergleich zu Sevens Debüt "dedicated to..." vielseitiger, breiter und offener geworden. Der Sänger, Produzent und Songwriter spielt mit den verschiedenen Stilen und lässt sich auch auf musikalische Experimente ein. Gerade beim letzten Song "U R" bietet die Musik mehr ein Klangteppich und eine Plattform um eine Stimmung vermitteln zu können. Man spürt, wie der Künstler versucht Text und Klang in eine Einheit zu bringen. Er fühlt sich wohl dabei, wenn er stimmliche Freiheiten hat und seine Improvisationskünste zelebrieren, und mit seiner unglaublichen Musik spielen kann. Doch auch die klassischen Soulballaden fehlen nicht. "This Time" ist richtiger Soul. Eingängig arrangiert und sich thematisch natürlich mit der Liebe befassend präsentiert Seven, dass er internationales Format hat. Hitverdächtig. Auch sonst dreht sich einiges um die Liebe, auch wenn nicht immer gleich schönmalerisch wie beim einzig gefeatureten Song auf dem Album "Hey Girl"! Seven besingt mit prominentem Gast die Schönheit einer Frau. Chinua Hawk ist nicht nur Vocal Coach von Wyclef Jean, sondern hat auch Talib Kwelis Burnertrack "Get by" geschrieben und mitgesungen. Auch diesem Lied liegt das Genie des wuchtigen US Bürgers zugrunde, der mit Seven zusammen das fragile, hauptsächlich von Gitarrenklängen getragene Lied geschrieben hat. Seven, der neben Musik auch eine eigene Kleiderlinie entworfen hat, hält auch diesem internationalen Vergleich stand. Dass der 25 jährige Kreativkopf mit dem heutigen Musikbusiness überhaupt nicht immer einverstanden ist, gibt er unumwunden zu. In den sehr eigenständigen, beatlastigen Nummern singt er von "Babybusiness" oder vom ständig wachsenden Bedürfnis nach "How 2 become a star". Den absoluten Höhepunkt des Albums bildet jedoch der von Chinua Hawk geschriebene Ohrwurm "New Love"! Ein Song mit Suchtpotential: Seven verteilt den Soulfood in rauen Mengen. Eine Nummer, die fein aufgebaut am Schluss in einem stimmlichen und Hammond-Teppich getragenen ekstatischen Höhepunkt endet. Der Künstler tobt sich stimmlich aus, dass selbst die Justins, Jacksons und Konsorten mit denen die musikalischste Zahl der Schweiz verglichen wird vor Neid erblassen würde. Allein "New Love" ist der Albumkauf schon wert. Auch fehlen die Partytracks keinesfalls. Mit den tanzbaren Nummern wie die Vorab Auskoppelung "Synthetic Soul" oder "2 Rules" werden wohl auch die Schweizer Clubgänger bald in den Genuss von Sevens Zuckerstimme kommen. Ganz anders tönt der Acappella Abschluss der Platte. Der auf dem Cover noch kühl wirkende Künstler offenbart seine verletzliche, zerbrechliche Seite. Er besingt den Schmerz und all die offenen Fragen, die ihm nach dem Tod zweier verstorbener Freunde zurückbleiben. Die Konstante des Albums, sein Tagebuch der letzten zwei Jahre wie er selbst sagt, ist die soulige, klare Hühnerhaut Stimme und das Herzblut des Vollblut Musikers, das durch das ganze Album zu spüren und fühlen ist. Und obwohl Seven auf jegliche Unterstützung seines grossen Bekanntenkreis verzichtet, dürfte auch der hartgesottenste Head Gefallen an dieser in der Schweiz noch nie da gewesenen Musik finden. Einer Musik straight from the Soul! Seven schreibt im shout out: "We gonna kick some ass!" - Man, you re kicking them already!
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ROCK
Gene Simmons: Asshole
Frauen, goldene Schallplatten, Protz und Kohle - kaum ein lebender Musiker verkörpert den Glitz des Rock'n'Rolls so gut wie Gene Simmons. Bei Kiss misshandelt er zwar nach wie vor den Bass, in den letzten Jahren machte er aber eher mit Büchern, Marketing-Gags und bandinternen Machtworten als mit neuem Material auf sich aufmerksam. "Asshole", sein zweites Soloalbum nach dem selbst betitelten Debüt 1978, soll das ändern. Ein erstes Überraschungsmoment ist ihm dabei zweifellos geglückt, denn er kann mit Größen wie Bob Dylan und Frank Zappa aufwarten. Auch Dave Navarro kam im Studio vorbei, um seine Gitarre für eine recht originaltreue Cover-Version des Prodigy-Stücks "Firestarter" beizusteuern. Namen, die das Herz des Fans höher schlagen lassen. Oder auch nicht, nachdem man sich das ernüchternde Ergebnis angehört hat. Der Kontakt zu Dylan kam bei einem Telefongespräch zustande, erzählt Simmons im Interview. Aus einer gemeinsamen Session entsprang "Waiting For The Morning Light", das (leider) kaum nach dem Barden klingt: Simmons überzieht seine Stimmbänder, lässt sich von Keyboard, Klavier sowie "uhuhuhuhu"-Background Vocals begleiten und singt von Einsamkeit und zwischenmenschlichen Problemen. Worte, die sich aus dem Rachen des Großmauls eher ungewohnt anhören: "I wonder why I keep bluffing when all I wanna do is cry", heißt es da etwa. Harte Töne sind auf dem Album eher in der Minderheit. "Beautiful" schließt sich an "Waiting For The Morning Light" an, "Now That You're Gone" beginnt mit einem Kinderchor und klingt wie ein gemütliches Einschlaflied, "Whatever Turns You On" ist mit der gesamten Simmons-Familie angereichert und hätte gut in den Soundtrack zu "School Of Rock" gepasst. In "I Dream A Thousand Dreams" wildern kaum ertragbare Keyboard-Streicher und eine Pedal-Steel-Gitarre herum. So dünn hat sich Simmons Stimme selten angehört. Schreien kann er allerdings, so ist es kaum erstaunlich, dass die vergleichsweise besseren Stücke nach Kiss klingen. "Sweet & Dirty Love" sowie "Carnival Of Souls" sind zwar Ausschussware aus Simmons Feder, die es auf kein Kiss -Album schafften, aber trotzdem einigermaßen rocken. Der Titeltrack überzeugt mit seinem angezogenen Rhythmus und der selbstironischen Zeile "maybe I'm an asshole, too".

"Weapons Of Mass Destruction" beiseite, schwingt nur noch in "Black Tongue" eine elektrische Gitarre mit, dafür eine gewichtige, die Frank Zappas. Zumindest zu Beginn, denn nur das Riff, ein Wortschnipsel und wenige Klangfetzen stammen aus dem Nachlass des verstorbenen Musikers. Drum herum flechten Simmons und Zappas Familie (darunter Sohn Dweezil Zappa, der auch das Solo beisteuert) ein wirres Klangkostüm, das nicht wirklich überzeugt. Zwei halbwegs gute Lieder bleiben noch aus: Das groovige "Dog" und das eher deprimierte "If I Had A Gun". Sie tragen zu einem facettenreichen Album bei, das durch seine Stilvielfalt und nur stellenweise geglückten Arrangements schnell auseinander fällt. Zwar zeigt Simmons mit "Asshole", dass es ein musikalisches Leben jenseits von Kiss gibt. Richtig glaubt er aber wohl selbst nicht daran, wie eine erneute Tour mit seinen geschminkten Kollegen beweist.
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MUSIK DVD
Blue: Guilty: Live from Wembley
Die ersten Bilder: Eisige Nacht zwischen gleißendem Licht und unheimlichem Schatten. Dichte Nebelschwaden und scheinbar undurchdringliches Gestrüpp verwandeln einen Wald in ein surrealen Gefängnis, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Kamera wackelt und zittert. Zwielichte Gestalten durchforsten mit Taschenlampen und bellenden Wachhunden das Unterholz nach unseren vier Protagonisten. Wer könnte den adretten Jungs von Blue denn nur ans Leder wollen? Das Bild friert der Reihe nach bei den Naheinstellungen der - trotz schweißtreibender Flucht perfekt gestylten - Bandmitglieder ein. Zuschauerkreischen und Spannung steigern sich ins schier Unerträgliche. Aha, wir sind hier auf einem Livekonzert. Glücklicherweise haben die süßen Jungs das Leinwandintro unbeschadet überstanden. Der Vorhang öffnet sich, und aus dem blauen Dunst treten Antony, Duncan, Simon und Lee, um die 12.000 meist weiblichen Fans der Wembley-Arena einmal mehr ins Delirium zu singen. Als "spektakulärste Live Show" der Band preist die Verpackungsaufschrift der neuen DVD "Blue - Guilty: Live from Wembley" das zum Verkauf freigegebene Material. Welchen Verbrechens sich die Engländer schuldig gemacht haben, kann der Zuschauer und besser -Hörer wohl selbst entscheiden. Ganz gelogen sind vollmundigen Werbesprüche allerdings nicht. Das aufwendige Bühnenbild, die akribisch einstudierten Performances, eine solide Lightshow und zahllose in Richtung Bühne fliegende Teddybären zeigen: Hier werden weder Kosten noch Mühen gescheut! Die netten Vorstadtjungs trällern dabei natürlich all die charterprobten Hits wie "All Rise" oder das aktuelle "Sorry Seems To Be The Hardest Word". Selbst Michael Jackson darf sich - zumindest akustisch - mit Blue die Bühne teilen. In einem fast zehnminütigen Madley plündert die Boygroup das musikalische Repertoire des hilflosen King Of Pop, stilecht im Original-Outfit und Kostümwechsel inklusive. Beim Anblick des vereinten Ensembles in hautengen Hochwasserhosen, weißen Socken und roter Kunstlederjacke in der irgendwie verstörenden Adaption des Klassikers "Thriller", kann sich wohl kaum jemand ein Grinsen verkneifen. Zwischendurch wird in kurzen Einspielungen passend zum Titel die Geschichte der vier "Straftäter" bis zur
(un-)erhofften Flucht erzählt. Doch auch wenn der Spuk auf der Bühne nach rund 80 Minuten unter tosendem Beifall der Fans ein schnelles Ende findet, hält der Silberling noch so manche Überraschung bereit. Die frei zu wählende Kamera-Perspektive ermöglicht es, dem persönlichen Lieblings "Blue-Boy" bei einem Song auf Schritt und Tritt zu folgen. Umfassende "Hinter den Kulissen"-Beiträge, individuelle Interviews sowie zahlreiche Zusatzinformationen runden das Fanpaket ab, dessen Anschaffung sich trotz der üppigen Ausstattung allerdings nur für die treue Anhängerschaft lohnt.
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Text-Quellen: Diverse
28.05.2004 17:37:36 / enzo
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